Radfahren an kleineren Flüssen
Fuhse-Radweg
Etappe 4
Die Fuhse, dieser kleine, lange Jahre durch Industrie-Abwässer geplagte Fluss, ist unser Wegbegleiter von ihrer Quelle bis zur Mündung in die Aller in Celle.
Peine - Eixe - Oelerse - Dollbergen - Uetze
Nachdem wir die B65/444 hinter uns gelassen haben, geht es durch etwas, das wohl einmal Gewerbegebiet werden soll. Ursprünglich gehörte das wohl zum Moor- und Niederungsgebiet entlang der Fuhse-Auen. Vor dem Stadtteil Kiebitzmoor fahren wir uns auf dem Neustadtmühlendamm rechts haltend auf die Innenstadt zu. Wir queren die Wiesenstraße (den inneren Ring?) und gelangen in ruhigere Gegenden südlich des Bahnhofs. Durch Parkanlagen gelangen wir auf die Kirchhofstraße und an der Bahn entlang auf die Überführung zu. Aufwärts, die Bahn querend und wieder abwärts schlängeln wir uns direkt in die Fußgängerzone in der Innenstadt.
Peine
Von nun an ist Bummeln angesagt. Das Fahrrad an der Hand ist dabei allerdings etwas hinderlich. Dennoch ist es immer wieder ein Erlebnis, nach vielen Kilometern Landschaft und Dorf richtige Stadtluft zu schnuppern. Ein Rest der früheren Bedeutung dieser einst wichtigen Kreis- und Industriestadt zwischen Hannover und Braunschweig herrscht hier immer noch vor. Salzgitters Schönheiten in allen Ehren, doch eine Reißbrettstadt wie Lebenstedt kann mit einer Stadt nicht mithalten, die ihre Wurzeln im Mittelalter hat.
Plötzlich dann weitet sich die Straße, ein Platz liegt vor uns, mit großen Bäumen, Tischen, Stühlen, Cafés, Restaurants: der Marktplatz. Hier spürt man, welche Bedeutung Städte in früheren Jahrhunderten besessen haben. Hier bekam man alles, was reisende Händler nicht bieten konnten. Hier wurden ganz andere Warenmengen umgeschlagen. Hier ahnte man, dass die Welt viel viel größer war als das Heimatdorf, das Kirchspiel, die Grafschaft...
Wir suchen uns einen Platz für die Räder und einen für unser leibliches Wohl. Das sind die Genusspunkte einer Fahrradtour. Niemand hat einen hierher befördert. Das hat man sich selbst erstrampelt. Umso größer ist das Vergnügen, ein Vergnügen, das man so nur beim Radfahren erleben kann, vielleicht noch, wenn man eine Region zu Fuß erwandert.
Nach einer ausgiebigen Pause wollen die Räder wieder zu ihrem Recht kommen und rollen. Wir steuern erst einmal den Hagenmarkt an, weil man diesen kreisförmigen Platz in Peine unbedingt gesehen haben sollte. Von dort wenden wir uns wieder nordwärts auf den Herzberg zu. Der bewaldete Hügel ist gleichzeitig Erholungsgebiet für die Peiner, weckt aber auch unschöne Erinnerungen an die NS-Zeit in Peine. Alljährlich gedenkt man dort am 8. Mai der Opfer aber auch der Befreiung von der faschistischen Gewaltherrschaft am Ehrenmal der Verfolgten des Naziregimes (VVN - Bund der Antifaschisten).
Nach Dollbergen
Am Herzberg vorbei geht es zum Eixer See. Er wäre sehr idyllisch, läge er nicht direkt an der Autobahn. Aber wie gesagt, wir haben ohnehin keine Badesachen dabei.
Da unsere Leitlinie der Fluss ist, biegen wir bei nächster Gelegenheit links ab über den Mühlenberg auf die Berger Mühle zu. Leider befindet sich diese unter Denkmalschutz stehende Mühle in Privatbesitz. Wir können also wieder mal nur einen Blick von außen auf Haus und Wasserrad werfen. So wenden wir uns der zweiten Mühle in Eixe zu. Sie liegt am Landwehrweg ein paar hundert Meter flussabwärts. In ihrem Inneren wird eine Turbine zur Stromerzeugung angetrieben. Heute befindet sich hier der Landhandel Eixer Mühle.
Dort queren wir wieder einmal die Fuhse, um am linken Ufer weiter zu radeln. Es geht ein Stück an der L412 entlang, bevor uns der Röhrser Weg direkt in den gleichnamigen Ort leitet. Im Ort drehen wir eine Runde um die Kirche, um dann dem Verbindungsweg nach Oelerse zu folgen. Hier queren wir abermals die Fuhse, zum Glück, denn wie sich kurz darauf herausstellt, verwehrt der Besitzer der Neuen Mühle Oelerse jegliche Übergangsmöglichkeit. Dafür werden wir mit einem idyllischen Wiesenweg fast direkt am Fluss entlang belohnt. Er ist bei diesem trockenen Wetter etwas holperig, aber gut zu befahren. Bei Regen oder Dunkelheit würde ich besser darauf verzichten (Ausbaubedarf!!!).
Da der Weg laut Karte hinter Dollbergen endet, nehmen wir die erste Brücke und fahren hinüber in den Ort. Ein nostalgisches Holzschildchen weist auf den Weg, den wir gerade gekommen sind. Vielleicht hängt es inzwischen gar nicht mehr da. Es ist aber der einzige Wegweiser für Rad- und Fußwanderer weit und breit. Armer Landkreis Peine! Will er nicht oder kann er nicht den Radverkehr fördern? Aktuelle Anmerkung: Wie einem Bericht der Peiner Allgemeinen Zeitung vom 25.05.2012 zu entnehmen ist, will der Landkreis Peine bis 2020 3,5 Millionen Euro in den Ausbau des Radwegenetzes investieren (bei Interesse hier klicken), doch von einem Fuhse-Radweg ist dabei leider nicht die Rede.
Nach Uetze
Nachdem wir uns im alten bäuerlichen Ortskern von Dollbergen ein wenig umgesehen haben, verlassen wir den Ort über die Straße An der Masch. Vor der Fuhse führt ein Weg auf die ICE-Trasse zu. Dort soll es laut Karte einen Durchlass geben. Nach Queren der K141 geht es auf einem Weg und an einem Wassergraben entlang. Geradeaus endet er an der Bahn. Doch hat da nicht gerade ein blaues Fußweg-Gebotsschild in der Landschaft gestanden? Richtig. Dort geht es über den Graben, dann auf der anderen Seite entlang wieder auf die Bahn zu. Doch was ist das? Unter der Bahn hindurch über dem Graben sind Gitterroste angebracht, auf denen man auch mit dem Fahrrad bequem die Bahn unterqueren kann. Auf der anderen Seite setzt sich der Weg fort und geht in einen asphaltierten Weg über. Wir hätten gern noch den Schlenker über Wackerwinkel und Eltzer Mühle gemacht, doch es ist schon ziemlich spät, und gut 90 km liegen bereits hinter uns. Außerdem rät uns ein Mountainbiker wegen der schlechten Wege ab und empfiehlt uns, nach links Richtung Katensen zu fahren. Das machen wir dann auch. Die Landesstraße lassen wir lieber hinter uns, fahren auf Katensen zu, um dann parallell zur Landesstraße direkt nach Uetze zu fahren, denn hier erwartet uns eines unserer schönsten Übernachtungsquartiere. Doch das wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht, nur dass wir zu Erdmanns im Imkernhof müssen. Als wir schließlich dort ankommen, haben wir fast 100 km an diesem Tag abgeradelt. Wir werden ausgesprochen herzlich empfangen. Für einen Ortsbummel zu müde, ziehen wir darum auch die schöne Terrasse und einen Rotwein aus den Vorräten der Gastgeber vor. Gestärkt hatten wir uns ja schon auf dem Peiner Marktplatz.
Das war der vierte Abschnitt unserer Fuhse-Tour. Mal schauen, was der restliche Weg noch bereithält.
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