Masuren 2005
Seltener Radwegweiser, hier am Radweg von Kluki nach Rowy an der Ostseey
(fotos © ga&ul 07+08.2005)
Von Masuren an die Ostsee bis Usedom und quer durch's Land zurück in den Westen
Wenn man möglichst viele freundliche Menschen treffen möchte, dann sollte man über eine Reise durch Polen nachdenken - am besten mit dem Fahrrad oder zu Fuß.
So ist es uns jedenfalls bei unserer ersten Polenreise gegangen. Das ist jetzt 15 Jahre her. Vielleicht hat sich inzwischen die Orientierung auf die hektischen Nachbarn im Westen negativ ausgewirkt. Vorstellen können wir uns das zwar nicht - aber das Gift einer vorwiegend materiell ausgerichteten Lebensplanung könnte auf Dauer auch hier wirken.
Anreise
Reisen mit dem Fahrrad in der Bahn ist nicht einfacher geworden. Heute gibt es keine Direktverbindung mehr nach Szczecin, allerdings noch oder wieder von dort in den Osten Polens. Wir sind mit dem Intercity bequem von Osnabrück bis Szczecin Glowny in einem Stück durchgefahren. Ab Hannover war dieser Zug richtig voll. Im Grenzort Tantow stieg dann die letzte Mit-Radfahrerin aus. Ab da hatten wir den Fahrradwaggon für uns.
In Szczecin angekommen nehmen wir unseren Stadtplanausschnitt zur Hand und erreichen teilweise durch die Innenstadt spazierend problemlos die Stettiner Jugendherberge in der ul. Monte Cassino. Das Zimmer - spartanisch eingerichtet mit zwei Doppelstockbetten - gehört uns allein für diese Nacht.
Am nächsten Morgen geht es zurück zum Bahnhof. Dort steht bereits lange vor der Zeit 'unser' Zug, der D81112, von der Ausstattung her ähnlich unseren ICs, der direkt bis Bialystok durchfährt und auch in unserem geplanten Startort Elk hält. Wir wuchten unsere Fahrräder samt Gepäck treppab, treppauf zum Bahnsteig, um etwas später feststellen zu müssen, dass andere Reisende einfach ebenerdig über einen Gleisübergang am Ende des Bahnsteiges spazieren.
Der halbe Waggon ist mit Aufhängevorrichtungen für Fahrräder versehen, die sich denn auch bald vor allem dank einer Pfadfindergruppe komplett füllen. Masuren ist ein beliebtes Reiseziel für Fahrradtouristen. Dann tauchen aber noch zwei Männer mit einem ausgewachsenen Kanadier auf. Wo wollen die denn damit hin? Kein Problem für die Polen. Mit vereinter Kraft und Geschicklichkeit wird das Sperrgut irgendwie um die Ecke durch den Einstieg in das Fahrradabteil bugiert. Dort kann es aber nicht bleiben. Also hievt man es weiter in das Personenabteil auf die Sitzlehnen. Weil sich der Zug langsam füllt, wird der Kanadier gedreht, so dass die runde Seite nach unten zeigt. Alle Sitzplätze darunter werden genutzt. Keiner scheint sich an dem Sperrgut zu stören. So geht es also auch!! Man stelle sich das mal bei uns vor.
Elk
Nach langer Zugfahrt - über zehn Stunden - erreichen wir bei einsetzender Dämmerung unseren Startort Elk. Es ist bereits halb zehn Uhr abends. Im Bahnhofsumfeld halten wir uns nicht lange auf, fahren erst einmal ein Stück, da wir dort von zweifelhaften Gestalten aufdringlich angesprochen werden. Das ist uns aber in Polen nur hier und nur einmal passiert. Ein paar Ecken weiter schauen wir erst mal auf die Lageskizze, wo denn unser Übernachtungsquartier liegt. Ausgangspunkt unserer Ost-West-Tour soll nämlich der Masurenhof sein, auf den wir bei den Recherchen vor der Reise mehr durch Zufall gestoßen sind. Der Hof liegt für uns günstig - nur acht Kilometer vom Bahnhof der Stadt Elk entfernt. Er ist auch insofern als Ausgangspunkt ideal, da wir direkt von dort weiter Richtung Westen starten können. Dieser Zufallstreffer hat sich als Glücksgriff erwiesen. Wir werden, als wir abends auf dem Hof ankommen - es ist schon dunkel - dennoch freundlich und persönlich empfangen, und fühlen uns sofort wohl. Der Besitzer berichtet uns, dass es ihn aus Hamburg hierher verschlagen hat. Wie ich beim Überarbeiten dieses Beitrages nach nunmehr 15 Jahren feststellen konnte, existiert der Masurenhof noch immer. Freundlichkeit und Qualität zahlen sich halt aus.
Leider haben wir nur die eine Nacht eingeplant. Dort hätten es gut ein paar Tage sein können. Nach diesem guten Start ist für uns klar, dass wir auf der weiteren Fahrt durch Polen agrotouristische Quartiere bevorzugt nutzen werden (siehe auch agroturystyka.pl ). Diese Entscheidung haben wir bis auf eine Ausnahme nicht bereut. Es geht also gut los mit unserer Reise durch Polen.
Tagebuch einer Radreise
Hier nun beginnt das Tagebuch einer unserer schönsten Radreisen:
Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir mit unseren schwer bepackten Rädern endgültig gen Westen. Doch erst einmal genießen wir das schöne Masuren. Kleine Straßen und unbefestigte Wege wechseln sich ab. Die Landschaft ist großenteils wellig bis hügelig. Und häufig reicht der Schwung von einem Hügel für den Anstieg auf den nächsten. Tagesziel ist der kleine Ort Kamionki, in dem uns wieder ein Agroturystyka für eine Nacht aufnimmt. Aber das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn die meisten Übernachtungen dieser Reise haben sich vor Ort ergeben.
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Resumee
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