Radtouren im Mittelweser-Gebiet
Rund um Steimbke
Steimbke schönstes Dorf auf dieser naturnahen Radrunde (© ug 2023-07)
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Rundtour von Steimbke über Neudorf, Rodewald, Linsburg ...
Ein nicht zu warmer Sommertag, weiße Wolken am blauen Himmel: Der Tag könnte kaum schöner sein, um die weite Landschaft rumd um Steimbke, Rodewald und Linsburg zu erfahren. Blühende Wildkräuter, gelbes Korn und rote Backsteingebäude bilden einen harmonischen Farbenreigen, immer mal wieder unterbrochen von grünen Wäldern. Über uns kreisen Milane. Störche schreiten über die Wiesen auf der Suche nach Futter für ihre Jungen, die hoch oben in den Nestern warten.
Die hier beschriebene Runde beginnt in Steimbke, dem 2500-Seelen-Dorf an der Bundesstraße 214, die Braunschweig mit Lingen verbindet. Bei meinen Fahrten von Celle nach Bramsche habe ich den Ort etliche Male durchfahren und war immer ein wenig neugierig, ob es dort noch mehr zu sehen gibt, als ein paar Geschäfte und Gaststätten längs der Straße. Ja, es gibt noch einiges zu entdecken. Ein Teil ist der bereits wieder vergangenen Phase der Erdölförderung zu verdanken. Nicht umsonst zeigt das Wappen eine Erdölpumpe. Aber auch Zeugen einer viel früheren Zeit findet man auf der Tour.
Noch ein Wort zu unserer Runde: Sie orientiert sich an den von der Gemeinde entwickelten Radrouten, drei an der Zahl, von denen wir immer die äußeren Ränder abfahren, sodass eine längere Runde dabei hheraus gekommen ist. Wer es nicht so lang haben möchte, fährt halt eine der touristischen Routen, die da heißen "Eulen"-Tour, "Natur pur"-Tour und "Von Riesen und Steinen"-Tour. Wer will, kann das Ganze auch noch nach Norden ausdehnen, indem er der Südrunde der Wolfstouren folgt. Dabei kommt man dann bis an die Aller.
Wer es ausführlicher mag, kann hier weiter lesen:
Von Steimbke durch Heide, Wald und Moor
Wir starten im Ortszentrum unterhalb der wehrhaften, alten Kirche, die den Ort - auf einem Hügel gelegen - überragt. Von hier radeln wir direkt in den erst in jüngster Zeit angelegten Landschaftspark, hinter dem sich ein Waldbad, ein beliebter Wohnmobil-Stellplatz sowie ein Restaurant verstecken.
Am Freibad vorbei fahren wir über die Straße in den gegenüber liegenden Wald. Der Weg ist ein wenig holperig, da hier gerade der Harvester Bäume gerntet hat. Doch schon bald erreichen wir ein Asphaltsträßchen, das uns in eine weite Landschaft aus Mooren, Wäldern und Heideflächen entführt. Am Wegesrand sind Blühstreifen mit Wildkräutern angelegt. Solche Blühstreifen und -wiesen finden wir auf der Tour noch häufiger, auch etliche Bänke, die zur Rast einladen. Man hat sich also in der Samtgemeinde schon Gedanken gemacht, wie man Menschen hierher lockt, die Entspannung und Erholung suchen.
Nach Durchfahren der Rodewalder Lichtenheide kommen wir durch Neudorf, das an das nördliche Ende des längsten Straßendorfes in Norddeutschland, Rodewald, anschließt. Es folgen weite Niederungsgebiete, ehemalige Moore. Mitten drin liegt Suderbruch, an sich nicht unbedingt sehenswert. Aber im südlich der B214 gelegenen Ortsteil treffen wir auf einen schön angelegten überdachten Rastplatz. Unter dem Dach kann man Schutz vor Sonne oder Regen finden. Gegenüber befindet sich - wir haben es schon von weitem gesehen - ein Storchennest mit zwei Jungstörchen, erkennbar an den kurzen Schnäbeln. Bei Storchens heißen die Grünschnäbel eben Kurzschnäbel. Auch haben wir hier eine nette Begegnung mit der "Besitzerin" des Storchenbaumes, die uns allerhand Wissenswertes über "ihre" Störche zu berichten weiß.
Flott geht's nun weiter auf Asphaltwegen. So erreichen wir bald Rodewald, wo es uns nach einer Bäckerpause gelüstet. "Zwei Minuten mit dem Rad die Straße runter, an der Kreuzung", so gibt man uns Auskunft. Ach ja, ich erinnere mich: Da war doch die Tankstelle, wo man immer den billigsten Sprit zwischen Celle und Nienburg bekam, und später kam doch noch ein Edeka mit Bäcker dazu. Super, nichts wie hin. Bäcker Vatter hat dort leider nur eine reichlich lüttsche Bude mit Tresen, Tisch und Stühlen eingerichtet. Aber uns reicht es und unserer Tischnachbarin auch, die, wie sie uns erzählt, in Rodewald zu Besuch sei, aus Wiesbaden mit dem Auto sei sie gekommen. Nein, Fahrradfahren könne sie nicht. Sie sei 1938 geboren, und als sie Fahrradfahren hätte lernen können, sei ja Krieg gewesen und es seien keine Fahrräder zu bekommen gewesen. Im Nachhinein staunen wir nicht schlecht, als wir uns ihr Alter vergegenwärtigen: 85 Jahre! Und dann mit dem Auto mal eben 500 Kilometer. Wir hätten sie auf Anfang 70 geschätzt. Eine schöne Begegnung war das, mit einer energischen, vitalen, jung gebliebenen alten Dame.
Von Rodewald über Laderholz nach Linsburg
Nach dieser anregenden Pause kehren wir erholt auf unsere Route zurück. Wer mag, kann einen Abstecher zur Wassermühle in Laderholz machen. Besonders an heißen Tagen kann man hier am Wasser im Schatten großer Bäume verschnaufen. Dann empfiehlt es sich aber, von dort direkt nach Klein-Varlingen zu radeln. Der Weg ist aber abschnittsweise sandig, so dass man notfalls zwischendurch schieben muss.
Wir lassen die Wassermühle links liegen und fahren auf einem aussichtsreichen Wiesenweg um ein paar Ecken nach Klein-Varlingen. Dabei werden wir von einigen deutlich spürbaren Anstiegen überrascht. Wir haben die Moore erst einmal hinter uns gelassen und bewegen uns über die Höhen sandiger Geestrücken. Vor Klein-Varlingen liegt ein schöner Rastplatz am Wege, gut geeignet, die Blicke schweifen zu lassen und zu schauen, wer hier noch so alles vorbei kommt, zum Beispiel Reiter, Radwanderer oder Hundeleute.
Als wir aufbrechen, geht es erst einmal auf Asphalt angenehm bergab. Doch dann erwischen wir noch ein Stück der Sandpiste vor Klein-Varlingen. Die ist aber schnell vergessen, als es wieder auf Asphalt weiter geht Richtung Wenden.
Hinter Wenden haben wir die Wahl: Entweder folgen wir der Hauptstraße ohne Radweg nach Linsburg oder wir halten uns links, fahren durch Wiesen und Wald im Bogen dorthin. Wir empfehlen zu verkehrsreichen Zeiten Letzteres, auch wenn der Weg etwas beschwerlicher ist. Vor Linsburg können wir nun die kürzere Route wählen. Dazu müssen wir vor der Bahn rechts abbiegen und den Wegweisern nach Stöckse folgen. Dann entgeht einem allerdings das Café im Dorfladen Linsburg, den hier seit 2018 ein Verein als Laden mit angeschlossenem Café betreibt.
Also los, nicht lange überlegen und die Überführung über die DB-Strecke in Angriff nehmen. Auf der anderen Seite rollt es sich dafür umso schöner hinunter und auf das eigentliche Dorf zu. Wir nehmen die erste Straße nach links, dann wieder rechts und noch ein Endchen geradeaus, schon haben wir den Dorfladen erreicht.
Die Kaffeepause haben wir auch nötig, denn vor uns liegt noch ein ordentliches Stück Weg. Der führt uns um den Standortübungsplatz Nienburg herum und am Ortsteil Langendamm vorbei zum Waldgebiet Krähe. Wir radeln am südlichen Rand des Waldes entlang, bis vor uns das Hinweisschild zum Giebichenstein auftaucht. Den Stein sollte man sich ansehen. Es handelt sich um den größten Findling Norddeutschlands mit einem Gewicht von 330 Tonnen, fats drei Meter hoch.
Wer sich danach abkühlen möchte, geht auf der anderen Seite des Fahrweges die paar Schritte hinunter zum Stöckser See und steckt seine Füße in das klare Wasser. Auch lohnt ein Spaziergang um den See.
Wir befinden uns schon eine Weile auf der Radrunde "Von Riesen und Steinen", und wenn wir ihr folgen, kommen wir nach kurzer Fahrt in das alte und heute noch selbständige Dorf Stöckse. In einem Waldstück am Ortseingang befindet sich eine Freilichtbühne, die bereits seit 1951 bespielt vor allem mit plattdeutschen Stücken wird. Im weiteren Verlauf sollte man zu verkehrsreichen Zeiten links abbiegen und parallel zur Hauptstraße fahren. Dabei kommt man nämlich auch noch an einer Sehenswürdigkeit besonderer Art vorbei, der einzigen erhaltenen Kartoffeldämpfanlage Deutschlands. Sie wurde 2009 restauriert. Gedämpfte Kartoffeln waren früher wichtiger Bestandteil der Schweinemast.
Dort, wo wir wieder auf die Hauptstraße treffen, zweigt die Radrunde "Von Riesen und Steinen" nach Norden ab. Wer noch Zeit und Kraft genug hat, kann ihr hier folgen, indem er links abbiegt. Wir wollen jedoch so allmählich zurück nach Steimbke und radeln auf dem Radweg an der Straße geradeaus weiter, bis linkerhand ein Asphaltweg mündet. Dem folgen wir ein kleines Stück und biegen dann gleich wieder rechts ab und erreichen nach kurzer Fahrt unseren Ausgangspunkt, den Parkplatz an der Kirche.
ug 2023-07-14