Harpstedter Wanderungen
Hollwedel-Runde
Hof Meyerholz Versteckte alte Hofanlage mit Tradition (© ga&ul 01.2021)
Harpstedter Hollwedel-Runde: Eine Waldwanderung
Es ist ein trüber Januartag, das Wetter scheint stehen geblieben zu sein, als wir uns mal wieder auf den Weg nach Harpstedt begeben zu unserer ersten Wanderung im neuen Jahr. Ausgangspunkt ist dieses Mal der Wohnmobilstellplatz am östlichen Delme-Ufer. Es ist immer noch Corona-Zeit. Trotzdem oder gerade deswegen begegnen uns gleich mehrere Menschen, die wie viele andere Abwechslung durch Bewegung an der frischen Luft suchen. Unsere heutige Wanderung führt uns in ein weniger bekanntes Gebiet, in die Wälder zwischen Harpstedt, Brammer und Klein Hollwedel. Scheinbar unscheinbar birgt diese Wanderung doch einige Überraschungen.
- Anfahrt
Der Flecken Harpstedt liegt zwischen der A1 im Norden, Wildeshausen im Westen und der B51 bzw. Syke im Osten. Erreichbar ist Harpstedt per
Auto: über die Landesstraßen L776 und L338 und L341.
Bahn: gar nicht. Der Bahnhof Harpstedt wird nur gelegentlich im Museumsbahnverkehr angefahren.
Bus Von/bis Bremen Hbf fährt Bus 226 alle zwei Stunden, zB 10:00 direkt nach Harpstedt. Zurück fährt dieser Bus ebenfalls alle zwei Stunden, zB 14:52.
Von/bis Wildeshausen-Bahnhof fährt ebenfalls Bus 226, zB 9:35 ->, Rückfahrt zB 13:07 <-
Ab Syke und Twistringen bestehen keine brauchbaren Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Näheres siehe VBN-Fahrplaner (alle Angaben ohne Gewähr).
Auf nach Hollwedel und Brammer
Vom Parkplatz aus sind wir mit wenigen Schritten bereits im Wald. An der Gabelung halten wir uns links und biegen kurz darauf in die Zufahrt zur Tierarztpraxis ein. Am Ende - links liegt das Fachwerkhaus der Praxis, einst die Försterei Harpstedt - gehen wir rechts, dann gleich links in einen Wanderpfad unter hohen Buchen. Ihm folgen wir bis zur Landesstraße (ACHTUNG beim Überqueren: Schneller Autoverkehr).
Auf der anderen Seite führt eine Forststraße durch den Wald, der wir bis zum Waldrand folgen. Der Rastplatz linkerhand kommt für uns zu früh, also lassen wir ihn links liegen. Normalerweise würden wir jetzt geradeaus weiter gehen. Aber es ist die hohe Zeit der Forstarbeiten. Der Weg, sonst ein schöner Wiesenweg, ist total zerwühlt. Also ist ein Umweg angesagt. Wir gehen folgen dem Börderweg, bis wir auf einen schräg verlaufenden Querweg treffen, der uns scharf links abzweigend zurück zur ursprünglichen Strecke bringt. An der nächsten Ecke halten wir uns zweimal rechts. Von dem Schilderwald, der da vor uns auftaucht, bitte nicht abschrecken lassen. Denn hier beginnt der interessanteste Teil der Wanderung. Wir laufen auf der 'Privatstraße' auf Hof Meyerholz zu. Alternativ können wir auch das Wäldchen zur Linken umrunden.
An einer großen, neu erbauten Scheune vorbei laufen wir mitten durch weite Felder wieder auf den Wald zu. Ein Blick zurück lohnt. Es ist wirklich ein schönes Anwesen mit verschiedenen gepflegten Fachwerkgebäuden, das nun hinter uns liegt, und das auch durch seine abgeschiedene Lage wie ein Blick in die Vergangenheit wirkt.
Am Wald angekommen laufen wir einen Bogen durch ein kleines Wiesental (ohne erkennbaren Weg) auf eine Öffnung zu, die in den gegenüberliegenden Wald führt. Nun geht es wieder im Bogen, dem Bachtal folgend tiefer in den Wald hinein. Dabei queren wir zahlreiche Wildwechsel. Entsprechend stehen an vielen Stellen aufwändige, ziemlich neue und sicher affenteure Jagdkanzeln. Kurz darauf lädt eine mitten im Wald stehende, offene Holzscheune mit Bank zur Rast ein.
Klein Hollwedel und Brammer
Nach der Pause geht es mit frischer Kraft weiter. Nach einem kurzen Stück durch den Wald betreten wir wieder offenes Feld und erblicken im Hintergrund die Scheunen und Häuser von Klein Hollwedel. In einem großen Bogen am Wald entlang laufen wir auf die Landesstraße 340 zu, biegen aber kurz vorher rechts ab und gehen nun quasi parallel zwischen den wenigen Häusern von Klein Hollwedel hindurch wieder auf den Wald zu.
Im Wald verbieten auffallend neue Schilder für alle links und rechts abzweigenden Wege sogar den Durchgang. Wir lassen uns davon abschrecken und weichen von unserer geplanten Route ab. So gelangen wir wieder an den Punkt, an dem wir schon auf dem Hinweg abgebogen waren, nur dass wir uns jetzt scharf links halten. Wir folgen einem geschotterten Weg, der entlang der Stromtrasse auf das Naturschutzgebiet 'Brammer' zuführt.
Am Ende des Weges treffen wir auf Angehörige der Landesforsten Oldenburg. Gefragt, erklären sie uns, dass die oben erwähnten Schilder keinerlei Bedeutung haben. Sie seien willkürlich durch den Jagdpächter oder Waldbesitzer aufgestellt worden. Auch die Zecken-Warnschilder dienten vornehmlich der Abschreckung. Also: Nicht abschrecken lassen!
Rückweg an der Purrmühle vorbei
Nach dieser erhellenden Begegnung nehmen wir den Rest der Wanderung in Angriff. Wir laufen hinter dem Wasserwerk entlang wieder auf die Landesstraße 776 zu und queren sie abermals (ACHTUNG beim Überqueren: Schneller Autoverkehr). Auf der anderen Seite geht es nun auf den Purrmühlenbach zu. Rechts abbiegend sehen wir die ehemalige Purrmühle vor uns liegen. Doch von der Mühle selbst ist heute nichts mehr zu entdecken:
"In einem Lagerbuch aus dem Jahr 1716 ist zu lesen, dass Amtsmühle und Purrmühle in einer Pachtung kombiniert waren. Die Purrmühle lag südlich von Harpstedt an der Purre, einem Nebenfluss der Delme. Ihr Mühlenbetrieb wurde vermutlich 1712 eingestellt, als die Mühle in Harpstedt neu aufgebaut wurde."
An einer Bank mit Tisch legen wir noch eine kurze Rast ein mit Blick auf das Anwesen. Man könnte dort auch eine Partie Schach spielen. In den Betontisch ist ein Schachbrett aus kleinen schwarzen und weißen Kacheln eingelegt.
Nach der Rast folgen wir dem Alten Holzhäuser Kirchweg, der sehr schön in einem Bogen erst parallel zur Purre, dann parallel zur Delme auf Harpstedt zuführt. Am Ende fällt linkerhand eine leicht verwitterte Tafel ins Auge. Sie informiert über eine Wallburg, die hier einst im sumpfigen Tal der Delme den Menschen der Umgebung Zuflucht gewährt haben soll. Ein Stück weiter kommen wir am Ausgangpunkt dieser spannenden Wanderung an.
Fazit
Man sollte sich schon etwas freundlicheres Wetter aussuchen, wenn man diese Wanderung nachvollziehen möchte. Aber an diesem trüben, nahezu windstillen Januartag hatte der Weg auch seine Reize. Die Waldpassagen vermittelten eine geheimnivolle, bisweilen sogar unheimliche Atmosphäre, vor allem in den Waldgebieten, in denen der Waldbesitzer mit Schildern von allen Seiten mit Verboten droht. !Nicht abschrecken lassen!
Gefallen hat uns vor allem, dass man von Beginn an fast nur durch Wald auf Wegen ohne Autoverkehr läuft. Immer wieder neue Ausblicke, Wechsel zwischen Waldpassagen und Wegen über freies Feld, ein alter Meierhof, das Naturschutzgebiet um das Brammer Moor und der Weg entlang des Purrmühlenbaches bieten Anreize genug, auch dieses weniger bekannte Gebiet südöstlich von Harpstedt einmal genauer anzuschauen.
Wer dann noch nicht genug hat, geht auf Erkundungstour durch Harpstedt. Der Flecken bietet kulturell und kulinarisch - wenn die Gastronomie wieder offen ist - viel Sehenswertes. Im Sommer bietet das schön angelegte Rosenfreibad außerdem Gelegenheit für ein erfrischendes Bad nach der Wanderung.
ug 2021-01-02
Zoombare Karte zur Harpstedt-Hollwedel-Runde |
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