Weite Blicke in die obere Eiter-Niederung (© ga&ul 2019-11)
... und unter ständig wechselnden Wolkengebilden wandern wir heute in einem großen Bogen östlich von Vilsen. Keine gewaltigen Landschaftsformationen, nein das Licht der Herbstsonne, die mal hervorbricht, mal kurz hinter einem dunklen Wolkenband fast verschwindet, mal kräftig wärmt, prägt diese kleine Wanderung.
Erst wollten wir nach dem Blick zum Himmel gar nicht aufbrechen. Doch die recht zuverlässige meteoblue-Wetterapp lässt uns dann doch hoffen, dass wir trocken durch den Tag kommen. Also geht es los, erst einmal nach Vilsen, mit dem Auto, denn die Museumsbahn verkehrt um diese Zeit schon lange nicht mehr.
Vilsen - Wöpse
Im Zentrum von Vilsen (südlicher Ortsteil der Gemeinde Bruchhausen-Vilsen) starten wir unterhalb der schönen St. Cyriakus-Kirche zu unserer heutigen Wanderung. Es ist trocken, sogar die Sonne scheint, als wir ostwärts den Ort verlassen. Nach Queren der Homfelder Straße laufen wir durch ein Wäldchen und hinter Vilsa-Brunnen auf die weite Eiter-Niederung zu. Im freien Feld angekommen erschließt sich uns erst so richtig der Blick auf einen dramatischen Himmel. Immer neue schwarze Wolkenbahnen eilen von Westen heran, lassen aber genug Lücken für das Sonnenlicht. Die Stimmung wechselt ständig. Dieses schöne Licht soll uns die ganze Wanderung lang begleiten.
An der Oberen Eiter müssen wir nach Süden abbiegen, da der Weg hier nicht weiter Richtung Wöpse führt (lt. Karte von 1877 auch nie geführt hat). Wir müssen eine Umweg über den südlich verlaufenden asphaltierten Weg nehmen, bevor wir wieder in Wiesenwege abtauchen können. Wegweisende Schilder finden sich nur sporadisch, der erste nach fast drei Kilometern (!), als es in den Wiesenweg nach Wöpse geht. Im kleinen Dorfkern von Wöpse wurde bereits viel saniert, und es wird weiter gebaut. Wir sehen einen Dachstuhl, der noch auf seine Eindeckung wartet. Die Sparren ragen nackt in den Himmel.
Geestrandweg
Bald hinter Wöpse steigt der Weg an. Er führt schließlich steiler werdend in den Sellingsloh, einen Wald, der sich von hier auf dem Geestrücken bis kurz vor Hoya erstreckt. In Gehlbergen biegen wir rechts ab. Ein Schild verrät uns, dass wir uns jetzt auf dem Geestrandweg befinden. Wir laufen eine Weile bergauf, bergab durch den Wald und stoßen schließlich auf eine kleine 70er-Jahre-Siedlung. Die Herkunft der Siedler verrät der Name: Klein Bremen. Stadtmüde Großstädter haben hier wohl den Weg zurück zur Natur gesucht. Der Baustil ihrer Häuser passt aber so gar nicht in die Landschaft. Winkelbungalows waren der große Hit, nicht Fachwerk oder Backstein, wie sie hier üblich gewesen wären. Erst einige neuere bzw. renovierte Häuser zeigen, dass die neuen Besitzer zumindest versucht haben, ihre Häuser dem landschaftstypischen Baustil anzupassen.
Wegweiser finden wir übrigens keine mehr. Wir verlassen uns daher auf unseren Spürsinn für schöne Wanderstrecken und werden nicht enttäuscht. Südlich des Waldstreifens, der sich hier eine Weile nach Westen erstreckt, genießen wir die Sonne auf einem Weg, der immer am Waldrand entlang führt. Die letzten Blumen strecken sich zahlreich der Sonne entgegen, um noch einmal Insekten anzulocken, bevor der Frost das blühende Leben in den Winterschlaf schickt.
So landen wir schließlich auf dem Affendorfer Weg. Asphalt tretend arbeiten wir uns auf Bruchmühlen und Richtung Heiligenberg zu. An der Hauptstraße haben wir die Wahl: Entweder nehmen wir den Bogen durch das Rutental und über den Heiligenberg unter die Sohlen - viel bergauf und bergab - oder wir laufen ein Stück an der Hauptstraße entlang und biegen später auf den Weg entlang des Heidberges ab. So machen wir es. Nachdem wir bereits zehn Kilometer gelaufen sind, steht uns der Sinn nicht mehr nach allzu viel Kletterei. Zum Dank können wir uns zum ersten Mal die Neddermole (Untere Mühle) näher anschauen. Bisher bin ich mit dem Rennrad immer daran vorbei gerauscht. Seit 1868 gehört sie der Familie Hüneke. Nun ist sie zu verkaufen. Beachtlich: Bis 1996 wurden hier noch täglich 3 Tonnen Getreide gemahlen.
Heiligenberg
Auf dem Heiligenberg waren wir schon häufiger unterwegs, sind diese Route wie bereits erwähnt dieses Mal nicht gelaufen. Darum hier nur ein paar Hinweise:
- Einkehr möglich in der Klostermühle oder im Forsthaus !teuer!
- Schöne Wege und Kinder-Spielplatz rund um das Forsthaus
- Über das Dillertal Abstecher zum gleichnamigen Gasthof an der B6
Heidberg, Wiehe-Kurpark
Wir machen uns also an den Aufstieg zum Heidberg, laufen 'hinter' Homfeld Richtung Vilsen. Durch ein kleines Wiesental läuft der Weg auf die K135 zu. Sie queren wir, um wieder ansteigend den Wiehe-Kurpark anzusteuern. Hier ist alles geschlossen, Freibad klar, aber auch das Kartoffelhaus scheint zumindest vorübergehend die Segel gestrichen zu haben. Trotzdem, wir genießen den Weg, der wirklich schön und abwechslungsreich zu laufen ist. Für Kinder gibt es einen kleinen Spielplatz mit einem Schaukelesel und anderen Spielgeräten, und natürlich rundherum viel Platz zum Klettern und Toben.
Vor dem Ortskern von Vilsen gilt es nach Queren der Schmalspur-Bahnstrecke am Haltepunkt Wiehe noch einen kleinen Anstieg zu bewältigen. Dann gelangt man am Friedhof vorbei zügig in das wirklich sehenswerte Örtchen mit Stadtcharakter. Auch für den Magen des hungrigen Wanderers findet sich hier fast immer etwas: Spätnachmittags mehrere Restaurants, tagsüber, auch sonntags, das BäckereiCafé Orlamünde mit seiner freundlichen Bedienung und superleckeren Kuchen, Kaffee und Snacks. Sonntags macht ihm das Kaffeehus in direkter Nachbarschaft Konkurrenz mit voluminösen Tortenstücken. Ein Stück weiter kann man fast das ganze Jahr 'eisigerem' Vergnügen nachgehen, im Eiscafé Da Angelo.
Fazit
Hier endet unsere kleine Wanderung, die uns vor allem wegen der dramatischen Himmelsbilder viel Spaß gemacht hat. Bei schlechterem Wetter oder großer Hitze ist die Strecke eher etwas für hartgesottene Wanderer, da viel freie Fläche zu durchlaufen ist, und einige Passagen sich ohne jede Abwechslung lang hinziehen. Wer auf Schilder angewiesen ist, sollte sich vorher an die Touristinfomation in Br.-Vilsen wenden. Sicher gibt es dort eine vernünftige Karte, die man dann aber auch lesen können muss, auch im Gelände! Teilweise kann man sich auch an der Nordic-Walking-Strecke orientieren, die neueren Datums und besser ausgeschildert ist. Es gibt auf jeden Fall Nachholbedarf bei der Beschilderung. Vorbild Bassum: Dort hat man in den zurück liegenden Jahren mehrere Wanderwege entwickelt und sehr schön ausgeschildert.
Wer versucht, sich über sein Smartphone zu orientieren, wird einige Mühe haben, die veraltete Website zu bedienen und dort die entsprechende Wanderwegkarte zu finden, von GPX-Tracks mal ganz zu schweigen. Auf sie bin ich dann zufällig über den Mittelweser-Navigator gestoßen, der unter 'Touren', 'Wandern' neben Informationen auch die Tracks zur Verfügung stellt. Dazu muss man aber auf der Gemeinde-Website 'Tourismus', dann 'Gesundheit, Bewegung' und schließlich 'Radfahren' anklicken, damit man zu dem Link kommt, der sich hinter 'Hier' verbirgt in der Zeile "Hier finden Sie im Nolis-Navigator GPS-Tracks der Routen zum kostenfreien Download"