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Touren am Wasser

Mittelweser

Weser Ortsdurchfahrt Hagenburg - mit Gepäck besonders schön (fotos © ga&ul 2015-04)

Die Mittelweser-Tour ist aus allerlei persönlichen Gründen mit Bahnfahrten zwischendurch gespickt. Man könnte sie auch komplett mit dem Fahrrad fahren als Acht mit den Etappenorten Nienburg, Achim und Minden. Das sähe dann so aus: Anreise mit der Bahn, Start in Minden, erste Etappe bis Nienburg, zweite bis Achim, dritte bis Mardorf oder Steinhude am selbigen Meer, vierte bis Bückeburg oder Minden und Rückfahrt mit der Bahn.

Tag 1
Minden - Nienburg

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Wir starten erst einmal am Bahnhof in Minden. Zwischenziel ist die alte Kreisstadt Nienburg. Die Weser leitet uns hier mit kleinen Abweichungen auf dem Weser-Radweg. Dazu muss man erst einmal ein wenig durch die Stadt kurven, an der ewigen Baustelle für der Schachtschleuse vorbei. Endlich liegt die Weser vor uns, romantisch verzaubert durch den Sonnenschein, der den leichten Morgennebel bereits fast vertreiben hat. Mit Freude starten wir in den Tag.
Vor Petershagen geht es wieder eine Etage höher und in den Hinterhof des kleinen Städtchens hinein. Uns fehlt noch ein richtiges Frühstück. Das kann man hier in der Hauptstraße gut in der Bäckerei Bertermann erledigen.
So, das hat uns doch etwas aufgehalten. Die Folgen dieses Zeitaufwandes werden wir noch zu spüren bekommen. Aber gut gestärkt radelt es sich erst einmal wieder viel leichter. Wir wechseln direkt von der Hauptstraße auf die Trasse der ehemaligen Mindener Kreisbahn und rollen auf ihr entspannt aus dem Ort und weiter gen Norden.

In Harrienstedt hat man dann die Wahl:

  • Entweder man folgt der Wegweisung Richtung Uchte, um von dort zum Teil wieder auf einer Bahntrasse über Steyerberg den Bogen zur Weser und nach Nienburg zu schlagen, oder
  • man wendet sich nach rechts dem Weser-Radweg zu. Dann ist's aber vorbei mit der Freude am leichten Bahntrassenradeln. Es beginnt das große Hakenschlagen: Auf die Weser zu, von der Weser weg, ein Stückchen parallel, wieder zur Weser hin usw. usf. Das liegt daran, dass man im armen Kreis Nienburg im armen Niedersachsen keinen Weser-Radweg gebaut hat, sondern die Radfahrer überwiegend auf vorhandenen Wirtschaftswegen durch die Äcker und sogar über die Weser jagt.
  • Naja, wir müssen ohnehin nach Nienburg hinein, weil wir von dort mit dem Zug weiter wollen. Wir sind mit Tochter und Enkel verabredet. Nun rächt sich allerdings die ausgiebige Frühstückspause in Petershagen. Die Zeit wird knapp, so dass wir sogar der B215 folgen, in der Stadt von Ampelstopp zu Ampelstopp hetzen. Denn die sind für den Kfz-Verkehr geschaltet, nicht für Radfahrer. Ätzend. So kommen wir wirklich auf die letzte Minute zum Bahnhof und in den Zug. Fünf Minuten später und unsere ganze Tagesplanung wäre durcheinander gebracht. So freuen wir uns und entspannen bei der kurzen Bahnfahrt.

    Nienburg - Achim - Brinkum - Achim

    Eine halbe Stunde später klettern wir in Achim wieder aus dem Zug und legen die letzten 28 Kilometer zum Zwischenziel mit dem Fahrrad zurück. Nun haben wir es uns aber kompliziert gemacht. Warum auch einfach? Wir wollen nämlich am nächsten Morgen von Achim aus in umgekehrter Richtung radeln, wieder durch Nienburg und weiter zum Steinhuder Meer. Also haben wir ein Quartier in Achim gebucht. Also müssen wir am selben Abend auch wieder dorthin zurück. Jetzt streikt aber meine Frau. Noch einmal fast dreissig Kilometer, zum Teil im Dustern? Mit ihr nicht. Ich habe aber ehrlich gesagt auch keine große Lust mehr. Also radeln wir nur noch nach Kirchweyhe zum Bahnhof, nehmen den nächsten Zug nach Bremen und steigen dort nach Achim um. Das klappt wunderbar. Entspannt kommen wir in unserer Pension an. Besser wäre es allerdings gewesen, wir hätten in Leeste oder Kirchweyhe übernachtet und wären von der Seite wieder in die Tour nach Süden eingestiegen.

    Tag 2
    Achim - Nienburg - Steinhude

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    Der nächste Morgen beginnt wieder sonnig. Nach dem leckeren Frühstück beim Bäcker in der Achimer City radeln wir immer schön bergab zur Weserbrücke hinunter, queren die Weser und steuern auf schon bekannten Wegen Thedinghausen an. Das Städtchen ist Endpunkt einer Bahnstrecke von Bremen, die leider schon lange nicht mehr im Personenverkehr befahren wird. Es gibt allerdings konkrete Planungen, große Teile der Strecke für eine S-Bahn-Verbindung nach Bremen zu nutzen, vorerst mit Endpunkt in Kirchweyhe.

    Heute verlassen wir allerdings diese Strecke und halten südwärts auf Schwarme zu. Schwarme selbst lassen wir allerdings rechts liegen, schließlich wollen wir lieber nach Jerusalem.
    Von Jerusalem radeln wir südwärts parallel zur Steinwätem (Flüsschen). Auf diese Weise schaffen wir es, an sämtlichen Ortschaften vorbei zu kommen, bis wir auf Bücken treffen, dass aufgrund seiner hoch aufragenden Stiftskirche nicht zu übersehen ist. Hier kommt uns die Bäckerei Uhde im Netto-Markt gerade recht für eine leckere Kaffee-Kuchen-Pause, nachdem wir uns natürlich vorher die spätromanische Stiftskirche mit dem ungewöhnlichen Namen St.Materniani et St.Nicolai angeschaut haben. Sie war einst Vorbild für den Bremer Dom und ist wirklich sehenswert, vor allem der Altar aus dem 16. sowie die Glasfenster aus dem 13. Jahrhundert. (Bild: Heising Warpe)

    Ab Bücken führt der Weser-Radweg mal wieder ziemlich dicht am namensgebenden Fluss entlang, um ihn kurz vor Nienburg in Drakenburg zu queren. Durch die Weserauen, teils auf Schotterwegen, gelangen wir so quasi über den Hinterhof in die Stadt hinein und gleich auf die schöne Weserpromenade. Hier haben wir schon zweimal sehr angenehm übernachtet, und zwar bei Steinbergs mit Ausblick auf die Weserbrücke für Fußgänger und Radfahrer.

    Nienburg verfügt über eine ausgezeichnete Fahrrad-Wegweisung, so dass wir die Stadt ohne Schwierigkeiten auf einer Fahrrad-gerechten Strecke nach Süden verlassen können. In leichtem Zickzack durchstreifen wir die hügelige Landschaft südlich der Stadt bis Husum. Hier gibt es neben Kirche samt Gemeinde- und Pfarrhaus, Hotel, Café (geschlossen) und Edeka eine ganze Reihe sehenswerter alter Höfe im Zentrum des alten Dorfes. Ein kleiner Rundgang samt Kaffeepause würde sich lohnen, wenn die Betreiber des Cafés nicht inzwischen aufgegeben hätten. Uns zieht es weiter. Die heutige Etappe wird die 100 Kilometer-Marke überschreiten.

    Wir verschieben also lieber die Pause und steuern über Bolsehle und Schneeren das Nordufer des Steinhuder Meeres bei Mardorf an. Mardorf bietet Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geschmack. Wir aber haben in Steinhude bei Frau Hoppe gebucht. Also weiter. "Wir sind auf dem Holzweg!" ruft meine Frau mir zu. Oje, das geht doch gar nicht! Aber zu dieser Jahres- und Tageszeit ist der eigentlich Fußgängern vorbehaltene Holzsteg durch die sumpfige Uferzone kaum genutzt. So kommen wir auch als Radfahrer mal in den Genuss, direkt über das Moor zu fahren. Auch die weitere Strecke nach Steinhude lässt sich sehr gut an. Sauber geschotterte Wege führen durch das Niederungsgebiet östlich des 'Meeres'. So macht Radfahren Spaß. Ohne größere Straßen queren oder benutzen zu müssen, gelangen wir stressfrei und gut gewegweisert in das Zentrum des namensgebenden Ortes. Hier gewährt uns nach einem Bummel durch den Ort und ans Meer die nette, kleine Pension Hoppe ein ruhiges Nachtlager.

    Tag 3
    Steinhude - Bückeburg - Osnabrück

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    Es verspricht ein sehr windiger Tag zu werden. Da der Wind auch noch aus Süden kommt, bläst er uns nahezu direkt entgegen. Mal sehen, was draus wird. Ein wenig zu unserer Streckenführung:
    Anfangs halten wir uns an das Steinhuder Meer, biegen dann aber nach Süden ab und durchqueren den Flecken Hagenburg auf der Trasse der ehemaligen Steinhuder Meer-Bahn. eigentlich eine sehr schöne Strecke abseits des Verkehrs. Doch zahlreiche Drängelgitter verleiden einem die Durchfahrt, vor allem mit Gepäck. Dann verschlechtert sich auch noch der Zustand des Weges auf der Trasse ab Ortsrand erheblich. Wir müssen sogar unter einem halb umgestürzten Baumriesen hindurch fahren. Hält er oder fällt er?. Hinter Wiedenbrügge steigt die Straße plötzlich heftig an. Wir erklimmen den Kamm, queren dort die Landesstraße 370 und sausen gleich wieder bergab, folgen ein Stück der L372 und tauchen ein in den Schaumburger Wald, als sie nach links abknickt. Die Wege durch den Wald sind recht unterschiedlich, aber man kann ihnen nahezu verkehrsfrei bis kurz vor Minden folgen. Inzwischen haben wir den Mittellandkanal erreicht und legen - auch etwas entnervt vom Forstweg-Schotter - eine Rast ein an einem seltsamen Rastplatz: Was ist das nur für eine merkwürdige Tischplatte? Mehr als zehn Zentimeter stark, aus Stein, schwarz wie Basalt? Das könnte doch... Ich schaue unter die Platte. Tatsächlich, es handelt sich um einen ehemaligen Grabstein. Was geht nur in den Köpfen der Verantwortlichen vor? Wie kann man einen Grabstein für einen Rastplatz verwenden?

    Inzwischen hat der Gegenwind aus Süden an Kraft gewonnen, so dass wir unser Etappenziel Minden aufgeben und direkt auf Bückeburg zu radeln. Wir können ja auch dort in den Zug steigen, der uns nach Hause bringt. So kommen an diesem Tag nur gut vierzig Fahrradkilometer zusammen, die sich aber angefühlt haben wie achtzig, und wir uns auch ;-)).

    Resümee

    Wer ein verlängertes Wochenende vor sich hat, und noch nicht weiß, wie er es verbringen will, sollte sich die hier beschriebene Variante einmal anschauen. Keine Angst, die Mittelweser-Region von Süd nach Nord und umgekehrt zu durchradeln, wird nicht langweilig. Es gilt zwar viele landschaftlich nicht unbedingt aufregende Strecken zu durchqueren. Das kann aber sehr entspannend und interessant sein, wenn man sich den Blick für die kleinen Schönheiten und Idyllen am Wegesrand bewahrt hat, wie die alten, zum Teil liebevoll renovierten Höfe in Wackershausen, die Stiftskirche und der Bäcker (!) in Bücken, das erste Frühlingsgrün an allen Ecken und, und, und. Wenn man das alles zu würdigen weiß, dann kommt man hier auf seine Kosten. Daneben gibt es natürlich auch in den Städten und größeren Orten am Weg wirklich viel zu sehen. Sollte das Wetter plötzlich nicht mehr mitspielen oder andere Ungemach einen am Weiterfahren hindern: Die Weser und die sie begleitende Bahnstrecke am rechten Weserufer ist nie weit entfernt. Dort fährt alle Stunde eine Bahn nach Bremen oder Minden.

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