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Touren in den Norden

Große 8 bis zur dänischen Grenze

hiking Nordsee - Raddampfer? Dieser begegnete uns auf dem Weg zwischen den Meeren, am Nord-Ostsee-Kanal (fotos © ga&ul 2013-07)

Im Mittelpunkt dieser Tour steht zum zweiten Mal unser nördlichstes Bundesland, Schleswig-Holstein. Diesmal haben wir etwas Neues ausprobiert: Wir haben die Tour aufgeteilt in 2/3 Fahrradtour und 1/3 Badeurlaub. Das sah dann so aus, dass wir erst einmal ganz bis an die dänische Grenze hoch geradelt am Nord-Ostsee-Kanal entlang und auf dem Ochsenweg, von dort auf dem Grenzradweg bis zur Nordsee und dann erst einmal zurück bis Büsum. Hier war eine Woche Badeurlaub angesagt. Der Rückweg begann mit einer überraschenden Schiffsreise und führte über Abbehausen und Bad Zwischenahn zur teuersten Übernachtung in Quakenbrück. Davon später mehr. Erst einmal ...

... geht es los
Osnabrück - Bremerhaven - Cuxhaven

Am 7. Juli besteigen wir den Doppelstöcker nach Bremerhaven-Lehe, der uns pünktlich und zuverlässig am Bremerhavener Hauptbahnhof wieder ausspuckt. Wir wollen hier nämlich frühstücken und dabei ein wenig Hafenluft schnuppern. Das klappt leider nicht so ganz. Es ist halb zwölf, als wir dort ankommen und Frühstück ist aus!! Schließlich finden wir an der Kunsthalle das Caspar David & Co, Schicker Name, aber es dauert und die Brötchen sind etwas altbacken. Doch das ist schnell vergessen, als wir die aussichtsreiche Tour durch die Hafengebiete fortsetzen. Hochhaushohe Autotransporter, Traktorenwälder, Schleusen und immer neue Hafenbecken bieten reichlich Sehstoff. Es ist Sonntag, die Sonne strahlt. So können wir alles ausgiebig genießen. Bei Regen und im Alltagsverkehr wäre das sicher nicht die ideale Strecke.
Erst nachdem wir das Hafengebiet hinter uns gelassen haben, fällt allmählich auf, dass der Wind direkt von Norden uns entgegen bläst. Er kühlt zwar, hemmt aber auch ganz enorm das Vorwärtskommen, so dass die 50 km bis Cuxhaven ganz schön lang werden. Eine Umleitung wegen Deichbau-Maßnahmen beschert uns etwas Abwechslung, da die Strecke nun auf dem alten Deich entlang zwischen alten Bauern- und Fischerhäusern entlang führt. Bäume und Büsche nehmen dem Wind die Kraft. So dauert die Fahrt einschließlich Mittagspause in Sahlenburg 4,5 Stunden, bis wir in Cuxhaven-Duhnen bei unserer Unterkunft mit dem blumigen Namen ankommen. Innen war es dann nicht so doll. Aber für zwei Nächte geht das in Ordnung. Abends am Strand gibt's zum Ausgleich einen traumhaften Sonnenuntergang.
Der nächste Tag bringt zwar keine Rekordtemperaturen. Aber im Windschatten wirken die 18 Grad schon bald wie 25. Für die Wattwanderung, mit der wir uns auf den Nordseeurlaub einstimmen, nehmen wir aber lieber Jacken mit. Ansonsten ist Strandkorb-Leben angesagt mit Lesen, Faulenzen, zwischendurch mal ein Eis...

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Cuxhaven - Rendsburg

Tag drei begrüsst uns wiederum mit Sonne. Die Temperaturen steigen langsam an. Doch vorerst gibt es nur eine kurze Tour von Duhnen zum Hafen von Cux... Hier wartet die Fähre nach Brunsbüttel auf uns. Ach nein, umgekehrt, wir warten auf die Fähre. Als sie angelegt hat, beginnt ein aufwändiger Ladeprozess: Erst einmal alle Fußläufigen, dann mindestens 50 Radfahrende. Das ganze hintere Deck steht voll mit Fahrrädern. Für uns selbst suchen wir ein schattiges Plätzchen im Durchgangsbereich zum Vorderdeck. Man sollte nicht meinen, wie viele Kilometer auf einer so kurzen Überfahrt fußläufig zurück gelegt werden. Tür auf, Tür zu, so geht es die ganze Zeit. Wir brauchen nicht zu laufen. Kaffee kommt auf Bestellung direkt zu uns. Die Überfahrt könnte in einer Stunde erledigt sein. Dass das Schiff mehr als doppelt so viel Zeit braucht, liegt daran, dass Brunsbüttel keinen Außenanleger an der Elbe vorzuweisen hat. So dümpeln wir über eine Stunde am Ufer derselben auf und ab. Die Schleuse in den NOK (Nord-Ostsee-Kanal) wird mal wieder saniert. Vielleicht liegt es daran? Vielleicht haben auch die großen Pötte Vorfahrt? Wir erfahren es nicht. Der Kapitän gibt sich eher einsilbig gegenüber seinen Gästen. Schließlich klappt es doch noch mit dem Durchschleusen. Gegen 14 Uhr Anlegen hinter der Schleuse und Löschen der Ladung. Zuerst alle Fuß... Naja, das kennen wir ja schon.
Nachdem wir uns mit Keksen und neuen Getränken eingedeckt haben - die Auswahl war nicht groß, der Edeka war im Juni nach einem Unwetter eingestürzt und noch nicht wieder hergestellt, so dass es nur einen Notverkauf gibt - haben wir uns nach etwas Schlenkerei auf die richtige Ausfahrt eingeschossen, rollen wieder selbst. Es geht parallel zum Kanal bis zur Fähre am Ostermoorweg. Hier können wir endlich auf den Radweg direkt am Kanal einschwenken, der uns bis Rendsburg begleiten soll. Von hier rufen wir auch bei der Tourist-Information in Albersdorf an, denn bis zu diesem etwas abseits vom Kanal gelegenen Ort werden wir an diesem Tag noch bequem kommen. Die Antwort auf unsere Anfrage kommt kompetent und zügig. Wir dürfen bei der Familie Hansen übernachten. Solchermaßen beruhigt können wir nun ganz gelassen die Kilometer am Kanal abspulen. Die Schifffahrt zeigt sich nicht ganz so freigiebig. Nur einige Kümos begegnen uns, einmal ein kanalfüllendes Schubschiff (?), das die Strecke im Schneckentempo absolviert. Mit dem entsprechenden Tempo würden die Wellen wahrscheinlich über unseren Weg schwappen. Am Campingplatz 'Klein Westerland' - Namen legen die sich immer zu - legen wir eine Imbiss-Pause ein.
Nach 55 km Tagesfahrleistung erreichen wir Albersdorf, die letzten 5 km vom Kanal weg klettern wir hinauf auf die Geesthöhen. Das Zimmer entpuppt sich als komplette, sehr geschnmackvoll eingerichtete Ferienwohnung mit supernetten Vermietern. Auf unsere Frage nach einer Möglichkeit zum Essen bieten sie uns an, uns zur Pizzeria am Freibad zu chauffieren. Nun ja, es waren zwar nur 1,5 km, gut zu laufen, aber wir freuen uns über das Angebot und nehmen es gern an.

Der nächste Morgen hält sich noch bedeckt und gibt sich kühl. Das soll uns aber nicht stören, die Aussichten sind gut und das Frühstück beim Bäcker im Ort ist es auch. Heute touren wir erst einmal bis Rendsburg. Sehenswert zwischendurch: die einst längste Bank der Welt (501,35 Meter siehe hier oder hier) .
Adolf-Steckel- und Königsstraße führen uns kurz danach vom Kanal weg direkt auf den Paradeplatz, einst vor den Toren der Stadt gelegen und entstanden, als Rendsburg zur Festung ausgebaut wurde. Hier fragen wir nach dem Weg in die Altstadt und erhalten von dem Befragten gleich auch einen interessanten Einblick in die wechselvolle Geschichte der Stadt. Auf dem kleinen aber feinen Altstädter Markt gibt es danach erst einmal 'wat Leckeret auf de Gabel', bevor uns der Ochsenweg mitnimmt auf seinem Weg zur dänischen Grenze. Ach ja, die nächste Übernachtung? Bis Schleswig nehmen wir uns vor und bemühen zum ersten Mal die Internet-Verbindung unseres Smartphones. Es spuckt nach einigem Hin und Her das Gasthaus ... aus. Den Namen lasse ich hier lieber weg. Auf jeden Fall liegt es verkehrsgünstig. Wer Maklerjargon kennt, weiß, was ich meine. Somit ist auch das geklärt.

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Rendsburg - Schleswig

Aber wo steckt denn nun der Ochsenweg? Auf jeden Fall hinter der Altstadt und auf der Nordseite der Eider. Wir fahren also westwärts durch die Hohe und die Holsteiner Straße. Hier sehen wir links das Wasser der Eider. Also noch ein Stück weiter. Da bietet sich doch dieser nette Weg gegenüber an. Richtig, er führt unter der Hauptstraße hindurch und auf das Ufer zu. Wir umrunden das Eiderende, queren den inzwischen versteckten Schleusenkanal und sind am Nordufer angelangt. Hier verläuft der nun auch ausgeschilderte Ochsenweg am Wasser entlang.

Schleswig - Handewitt

Handewitt - Süderlügum

Süderlügum - Büsum

In Süderlügum haben wir telefonisch ein Doppelzimmer im Landhaus ... gebucht. Als wir ankommen, weiß niemand etwas von unserer Buchung. Wir lassen uns jedoch nicht abwimmeln. Das Ergebnis: Wir dürfen zum DZ-Preis in einem der Appartments nächtigen und genießen den Abend auf der eigenen Terrasse, also Glück im Unglück. Dafür suchen wir auch gar nicht erst nach Alternativen, sondern gehen in 'unser' Landhaus essen.
Der nächste Tag gehört erst einmal Emil Nolde, dem bedeutenden Maler des Expressionismus, der vor allem durch seine farbenprächigen Blumengemälde bekannt geworden ist.

Büsum - Cuxhaven - Abbehausen

Höhepunkt dieser Etappe ist ohne Frage die Schiffsüberfahrt von Büsum nach Cuxhaven mit der "Lady von Büsum". Das war so nicht eingeplant. Doch während unseres Aufenthaltes in Büsum sehen wir die Ankündigung für einen Tagesausflug nach Cuxhaven und zurück. Auf unsere Nachfrage hin erfahren wir, dass es auch möglich sei, nur die Hinfahrt zu buchen. Ja, und Fahrräder könnten sie auch mitnehmen. Das haben wir uns doch nicht zwei Mal sagen lassen und sofort zwei Plätze gebucht bei der Reederei H.G. Rahder. Es ist dann auch wirklich ein Erlebnis, auf einer Radreise eine 'richtige Seefahrt' zu erleben inclusive Halt an den Seehundbänken. Außerdem sparen wir dadurch eine ganze Tagesetappe, auf der wir viel durch eintöniges schleswig-holsteinisches Bauernland hätten radeln müssen. Leider ist dieser schöne Törn nach Cuxhaven eingestellt.

In Cuxhaven angekommen heißt es, wieder auf die Räder und die 70 Kilometer bis Abbehausen unter die Pedale zu nehmen. Abbehausen - wo liegt das denn? Kannten wir bis dahin auch nicht. Aber in dem kleinen Ort kurz hinter Nordenham gibt es das Gästehaus Marek, in dem man gut und günstig übernachten kann. Um dorthin zu gelangen, müssen wir erst einmal wieder entlang der Weser bis Bremerhaven radeln. Von dort startet unsere zweite Seefahrt an diesem Tag mit einem der Fährschiffe der Reederei Weserfähre GmbH nach Blexen hinüber. Dort angekommen muss man sich durch Hafen- und Gewerbegebiete in die etwas abgewrackte Innenstadt von Nordenham schlängeln. Zum Glück finden wir trotzdem ein nettes Restaurant, in dem wir die verbrauchten Kalorien wieder einfahren können.
Nach Abbehausen kommt man als Radfahrer von Nordenham aus ganz bequem auf der Trasse der ehemaligen Butjadinger Bahn. Im Zimmer unter dem Dach ist es zwar warm, doch wir verbringen den Abend sehr angenehm im großen Garten des Gästehauses. Da wir nach den 'vielen Seefahrten' und der Radstrecke geschafft sind, schlafen wir trotz der Wärme gut.

Abbehausen - Bad Zwischenahn

Bad Zwischenahn - Quakenbrück

Quakenbrück - Osnabrück

Resümee

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Karten, Literatur:

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