Radfahren an kleineren Flüssen
Fuhse-Radweg
Etappe 2
Die Fuhse, dieser kleine, lange Jahre durch Industrie-Abwässer geplagte Fluss, ist unser Wegbegleiter von ihrer Quelle bis zur Mündung in die Aller in Celle.
Quelle - Groß-Flöthe - Flachstöckheim - Lobmachtersen - Barum - Salder - Salzgitter-See
... was der weitere Weg uns bringt - und wo denn nun endlich das Flüsschen zu fließen beginnt.
Damit müssen wir uns noch bis Groß-Flöthe gedulden. Erst einmal folgen wir der Autobahn bis zum nächsten Durchschlupf nach Westen. Wir nehmen den zweiten, folgen ihm am Nordbach entlang, bis wir Groß-Flöthe südlich vor uns liegen sehen. Östlich am Ort vorbei treffen wir nach kurzer Zeit auf die Fuhse, die hier den Ort südlich begrenzt und sogar mit einem kleinen überdachten Steg überbrückt ist, über den man in die Neubau-Siedlung gelangt. Wir folgen dem Wassergraben, als mehr kann man das noch nicht bezeichnen, bis zum Sportplatz. Hier quert eine alte Brücke den Wasserlauf, gestützt auf ein steinernes Gewölbe. Auf ihr queren auch wir die Fuhse, um ihr am rechten Ufer zu folgen. Leider biegt der Weg bald wieder nach rechts zur Hauptstraße ab. Auf der Straße sind wir dann rasch in Flachstöckheim. Bevor wir allerdings den Ort erkunden, folgen wir erst einmal dem Weg am Flusslauf nach rechts, weg von der Hauptstraße, bevor wir von dort in das Zentrum vorstoßen. Hier erwartet uns vor allem Gut und Park des alten Adelsgeschlechtes derer von Schwiecheldt.
Flachstöckheim: Gutshof, Landschaftspark, Freilichtbühne
Im Zentrum des Ortes liegt die alte von Schwiecheldtsche Gutshof-Anlage, die mit dem daneben liegenden Park unbedingt sehenswert ist. Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, wie dieser Park entstanden ist: Im Siebenjährigen Krieg dient der Gutshof Prinz Heinrich von Preußen, Bruder Friedrichs des Großen, als Hauptquartier. Er hält es für wichtig, die französischen Kriegsgefangenen sinnvoll zu beschäftigen, wenn man sie schon verköstigen muss. Sie dürfen neben dem Gut ein Rokokogarten anlegen, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einen englischen Garten umgewandelt wird. Im 2. Weltkrieg verkommen, lässt die Salzgitter AG - Erbin der Reichswerke - den Park bis 1954 wieder herstellen. Seit 2008 ist er noch einmal umfassend saniert und wieder in einen englischen Landschaftspark umgewandelt worden (Bilder von der Sanierung hier ). Ein Besuch lohnt sich also.
Die Gebäude werden nach der Enteignung des alten von Schwiecheldtschen Familienbesitzes durch die damaligen Reichswerke 1942/43 zu 98 Wohnungen für Bergarbeiter der nahen Erzgruben umgebaut (Schächte Wortlah und Ohlendorf südlich des Ortes). Ein Schloss hat es hier übrigens niemals gegeben - anders wie bei Wikipedia behauptet. Die Familie von Schwicheldt hatte zwar Pläne für einen Schloss-Neubau, hat sich dann aber nach weiterem Immobilienerwerb für einen anderen Wohnsitz entschieden. Man konnte es sich anscheinend leisten.
Fuhse-Radweg - da bist Du ja
Nach so viel Historie zieht es uns nun aber doch weiter. Wir verlassen den Ort nordwärts auf der - wie kann es anders sein - von-Schwicheldt-Allee! Und hier erstarren wir in Ehrfurcht vor einem kleinen Zusatzschildchen am Straßenschild, das wir sicher übersehen hätten, wären wir nicht auf der Suche danach gewesen. Es weist uns zum ersten Mal während dieser Tour darauf hin, dass wir uns auf dem Fuhse-Radweg befinden. Es gibt ihn also doch schon.
Wie wir später zu unserem Bedauern feststellen müssen, sind die Stadtoberen von Salzgitter die einzigen, die 'unserem' Flüsschen und uns als Radfahrer diese Ehre erwiesen haben. Die Landkreise Peine und Celle haben die gute Idee bis heute leider nicht aufgegriffen, den Radweg fortzuführen. Im Stadtgebiet von Celle, das sei an dieser Stelle schon mal verraten, gibt es allerdings einen hier "Fuhserandweg" genannten Radweg direkt am Fluss entlang bis zur Mündung in die Aller.
Was nun folgt, macht nicht so richtig Spaß: Der erwartete Fuhse-Radweg bleibt aus. Nach Lobmachtersen und auch danach geht es erst einmal ein paar Kilometer an der Straße entlang. Am Wochenende langweilig, aber erträglich. In der Woche sicher unangenehm bis gefährlich, vor allem wenn alles zur Arbeit eilt! In Lobmachtersen dann eine neue Überraschung. Der Flussname 'Fuhse' taucht erstmalig auf einem Verkehrsschild auf. Eifrig plätschernd müht sie sich hier, nach Norden voran zu kommen.
Hinter Lobmachtersen haben wir die Wahl: B248 oder Umwege. Natürlich entscheiden wir uns gegen die Bundesstraße, biegen also direkt am Ortsausgang links ab in die K21 nach Gebhardshagen. Ihr folgen wir unter der Bahn hindurch bis zum nächsten Weg, der nach rechts abzweigt beim Sportplatz des SV Stern Lobmachtersen. Am Ende des Weges rechts auf die Bahn zu und dem Weg erst ost- dann nordwärts bis Barum folgen. Dieser Weg war übrigens ursprünglich die Hauptstraße. In Barum treffen wir auch wieder auf den Flusslauf, überqueren ihn, um ihm kurz darauf links abbiegend ein Stück auf der alten Eisenbahntrasse zu folgen. Für die zurückgelegte Durststrecke entschädigen schöne Ausblicke auf das Wasser. Man hat der Fuhse hier sogar eine kleine Aussichtsplattform beschert. Doch die Idylle hält nicht lange an. Es geht nach rechts vom Fluss weg hoch zur Werkstraße. Dort angekommen nehmen wir gleich die nächste Abzweigung direkt in der Kurve nach links in den Weg nach Heerte und Salder.
Damit nun keiner übermütig werde, hat man ordentlich groben Schotter aufgefahren. Nun, vielleicht soll das ja eine handfeste Erinnerung sein an die Bahn, die hier einmal entlang gefahren ist? Dennoch verordnen wir im Geiste dem für den Belag Verantwortlichen, diesen Abschnitt 2 mal täglich hin- und zurück zu radeln. Gottseidank, ab Heerte wird der Weg auch wieder besser. Es geht nun zügig voran, abseits vom Verkehrslärm, naja, von der Schnellstraße einmal abgesehen, die wir bald darauf unterqueren. Nun kommt auch schon Schloss Salder in Sicht.
Salder: Schloss, Museum, Bockwindmühle
Eintritt frei: Museum der Stadt- und Regionalgeschichte des Salzgitter-Gebietes
Zum Museum lässt sich leider nicht viel sagen, wenn man nicht hinein gegangen ist. Aber es soll sehenswert sein. Alles geht eben nicht auf einer Tour, die vor allem dem Erfahren einer möglichen Fuhse-Radweg-Strecke dient. So haben wir der Kunst um die Anlage herum unsere Aufwartung gemacht, um dann weiter nach SZ-Lebenstedt zu fahren.
Hier wartet wieder eine große Überraschung auf uns: Südsee-Flair am Salzgitter-See. Oh, hätten wir doch Badesachen dabei gehabt! Aber das Eis ist auch nicht zu verachten, das uns der mobile Eismann kredenzt. Leider haben wir dann mit dem Ende des Sees auch Salzgitters Stadtgrenze erreicht, und aus war's mit Fuhse-Radweg-Pracht. Der anscheinend bettelarme Kreis Peine empfängt uns mit dem Flair der Landstraße. Dabei gäbe es dort gute Möglichkeiten für einen Radweg entlang der Fuhse! Doch davon mehr im nächsten Abschnitt.
Das war der zweite Abschnitt unserer Fuhse-Tour. Mal schauen, was der weitere Weg uns bringt.
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