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Winterwandern Mittelweser

Köhlerberge

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Winterlich angehaucht - Fußgängerbrücke zur Nienburger Altstadt
2024/2025: auf unbestimmte Zeit gesperrt wegen Sanierungsarbeiten

Winterwanderung von der Nienburger Altstadt in die Köhlerberge

An einem kalten Samstag im Januar - alle Pflanzen vom Grashalm bis zum Baum sind mit Raureif überzogen - hat uns die Aussicht auf Sonne nach Nienburg gelockt. Leider blieb es bei einem hellen Fleck im milchig-trüben Himmel.
Das hat aber unserer Freude an der Wanderung keinen Abbruch getan, auch wenn der Start mit Hindernissen gespickt war. Die Fußgängerbrücke in die Altstadt wird saniert und ist gesperrt. Oh, ich habe noch gar nicht das Ziel unserer Wanderung genannt? Es sind die Köhlerberge, ein Sanddünengebiet mit wechselvoller Geschichte ganz im Süden der Stadt.

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In die Köhlerberge
Nachdem wir die Weser etwas umständlich auf der Straßenbrücke überquert haben, geht es auf der Promenade umso schöner weiter. Wir bleiben an der Weser. Die sehenswerte Innenstadt heben wir uns für den Rückweg auf. Links ziehen einige schöne Häuser und die eine oder andere Einkehrmöglichleit an uns vorbei, während rechts die winterlich eingerahmte Weser mit ordentlich Power dahin strömt.
Am Weserschlösschen überqueren wir den Steinhuder Meerbach auf einem schmalen, eisernen Steg. Einst nutzte man hier die Kraft des Wassers, um eine Wassermühle zu betreiben. Das nächste große Gebäude beherbergt das Theater. Nach dem Haus des Rudervereins folgt die Bade- und Saunalandschaft Wesavi sowie das Stadion, von dem wir allerdings vom Weserufer aus nicht viel zu sehen bekommen.

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Hinter dem Stadion bekommen wir Beton unter die Füße. Beton? Das sind doch meistens Militärstraßen. So ist es auch hier. Am Ende landen wir vor dem Tor der "Panzer-Badeanstalt". Wo geht es weiter? Nun wir müssen links abbiegen und dem etwas matschigen Wiesenweg folgen, der hinter der Kurve in einen Obstbaum-gesäumten Feldweg übergeht. Wir können hier die Augen schweifen lassen über die Felder und Wiesen im Weserbogen. Der folgende Weg nach links ist unsere einzige Verbindung zu den Köhlerbergen, die wir im Hintergrund schon liegen sehen.

Die Köhlerberge

Nicht jeder kennt heute noch die Bedeutung dieses Namens. Betrieb dort einst ein Köhler seine Meiler? Das hatten wir auch zuerst vermutet. Nein, Namensgeber dieses Waldes ist Forstmeister Heinrich Köhler, der die kahlen Sanddünen aufforsten ließ.
1936 war Schluss mit Spazierengehen und Naherholung. Die Nazi-Wehrmacht verwandelte den Wald im Zuge der Kriegsvorbereitung in ein Übungsgelände mit Schießstand und Kaserne.
Nach 1945 gefiel es den Briten in den Köhlerbergen so gut, dass sie einen Sprengplatz für überflüssig gewordene Munition einrichteten. Bis in die 90er Jahre ließen sie auch ihre Panzer kreuz und quer über die Dünen walzen.
Nach Abzug der britischen Truppen eroberten sich die Nienburger das idyllische Gelände allmählich wieder zurück.


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Wenn man durch die Wiesen auf die Köhlerberge zuläuft, wirken sie tatsächlich ein wenig wie Berge. Doch der Höhenunterschied beträgt gerade mal vier bis fünf Meter. Der Weg steigt dennoch deutlich an. Im Inneren geht es dann erst mal relativ flach weiter, bis rechterhand höhere Wälle aufragen. Sie markieren den ehemaligen Schießstand.
Danach wird es hügeliger und wir müssen schon ein wenig klettern. Im Inneren des Gebietes sind noch Reste der einstigen Bunker zu sehen. Doch das meiste ist verfallen, verschwunden.
Von rechts ist bereits die Bundesstraße zu hören und auch die nahe Bahnstrecke meldet sich mit Signalhorn-Getute. Noch ein paar Anstiege, dann ragen plötzlich teils moderne, teils historische Gebäude vor uns auf. Wir sind am Wasserwerk angelangt.

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Das Nienburger Wasserwerk

1907 entstand die erste zentrale Wasserversorgung für die Stadt Nienburg. Kernstück: Das Wasserwerk in den "Köhler Bergen". Noch heute ist das historische Bauwerk in weiten Teilen erhalten und kann nach Absprache besichtigt werden. Ein außergewöhnlicher Anblick ist vor allem das erste Brunnenhaus – ein säulengeschmückter Pavillon unter alten Bäumen.
1970 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu den historischen Gebäuden ein neues Wasserwerk errichtet und mit leistungsfähiger Technik ausgestattet. Vor dem Werk erstreckt sich heute das Wassergewinnungsgebiet. Einst führte hier noch ein Weg von der Stadt her durch die Wiesen. Doch heute ist das Gebiet nicht mehr zugänglich.


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Vom Wasserwerk zurück in die Stadt

Wir folgen der Straße durch die kleine Siedlung am Brink, bis wir nach links hinunter zu einem Weg direkt an den Wiesen abbiegen können. Da sich noch keine Gelegenheit für eine Rast ergeben hat, besetzen wir kurzentschlossen die Bank am Ende des Weges und genießen Kaffee und Brote mit Blick in die freie Landschaft, die sich vor uns bis zur Weser hin ausbreitet.
Hinter uns liegt der Leintorfriedhof. Hier ist Forstmeister Heinrich Köhler, Namensgeber der Köhlerberge, bestattet.
Nach der wegen der Kälte verkürzten Rast machen wir uns auf den Rückweg in die Stadt. Dabei fällt uns eine Windmühle ins Auge. Sie steht heutzutage mitten zwischen Häusern, ihrer ursprünglichen Funktion beraubt.

Windmühle im Leintor-Viertel

Die achteckige Turmwindmühle im Leintor-Viertel von Nienburg wurde 1847 als Erdholländer mit einem massiv gemauertem Mühlenkörper in Form eines Kegels erbaut.
Ursprünglich wurde die Mühle als Lohmühle betrieben. Die Gerber der Stadt benötigten für die Herstellung von Gerberlohe zerkleinerte Holzrinde. Das Zerkleinern hat damals die Mühle übernommen.
1903 wurde sie auf Mahlbetrieb umgerüstet und versah noch bis in die 1940er Jahre ihren Dienst. Die Mahltechnik ist zwar erhalten, aber nicht mehr funktionsfähig. Geblieben ist der außergewöhnliche Mühlenkörper, und auch die hölzernen Flügel (1-2025: Die oberen zwei sind gekürzt. Sturmfolgen?) erinnern noch an die einstige Funktion des historischen Bauwerkes.


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Zwischen Straße und Hohewiegraben führt unser Weg unter Bäumen im Bogen Richtung Stadt. Wir überqueren die Festwiese und erreichen dieses Mal an der Vorderseite von Wesavi, Theater und Weserschlösschen vorbei die historische Innenstadt mit ihren gepflegten Fachwerkhäusern.
Es ist Samstag, doch der berühmte Wochenmarkt ist bereits vorbei, die meisten Geschäfte schließen um 14 Uhr. Uns steht ohnehin der Sinn mehr nach Wärme. So steuern wir ein bekanntes Kaffeehaus an, nachdem wir rasch noch ein Foto vom MArktplatz mit der St. Martin Kirche im Hintergrund geschossen haben.

ug 2025-01-18
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Zoombare Karte der Winterwanderung

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